Vortrag von Dr. Markus Diekmann zum europäischen Aal
Dr. Markus Diekmann vom Niedersächsischen Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES) informierte in einem kurzweiligen Vortrag über das Leben des Europäischen Aals und seiner Gefährdungssituation. Der Vortrag gehört zum Rahmenprogramm der Ausstellung “Von falschen Schlangen und Krokodilen – Lebensraum und (historische) Fangtechniken von Süßwasserfischen, die derzeit im historischen Museum des Schlosses Gifhorn präsent ist.
Der Aal, so Diekmann, ist derzeit stark gefährdet, da es zunehmend weniger Fische in Europa gibt, die sich vermehren können. Hier liegt das größte Problem, denn der Aal ist ein ganz besonderer Fisch, der den Menschen seit Jahrhunderten nicht nur sehr gut schmeckt. Viele tausend Kilometer entfernt laichen die erwachsene Aale nach langer Reise in der Sargasso See vor der Küste Amerikas. Die geschlüpften Aallarven wandern dann wieder mit den Meeresströmungen zurück an die europäischen Küsten, um dort in den Flusssystemen zur Geschlechtsreife heranzuwachsen und wieder in die Sargassosee zurück zu wandern. Die künstliche Vermehrung des Aals ist bisher nicht gelungen – und hier liegt das Problem. Zunehmend verbaute Gewässer mit Wasserkraftturbinen, unüberwindbare Wehre, eine wachsende Anzahl von Prädatoren wie der Kormoran und Krankheiten bereiten der Aalpopulation zunehmend Probleme.
Seit Jahrzehnten schon kommen immer weniger Tiere an die europäischen Küsten. Diekmann beschrieb das derzeitige Aalmanagement in Deutschland und nahm Bezug auf die hiesige Region. Wie wertvoll dabei die Aktivitäten der ansässigen Angelvereine sind, stellte er zudem besonders heraus. Trotz der Tatsache, dass Angler natürlich auch Aale fangen, trägt das Engagement am Ende Früchte, denn im Vergleich mit den anderen Risikofaktoren ist der Einfluss der Angler auf das Sinken der Aalbestände vergleichbar gering. Im Rahmen der derzeitigen Diskussion um das Verbieten des Angelns und der weiteren freizeitlichen Nutzung von Fließgewässern führte der Spezialist weiter aus, dass im Bezug auf den Aal ein deutliches Reduzieren der Fischerei und ein stark erhöhter Besatz nicht zum gewünschten Erfolg führen. Effektiver ist es an dieser Stelle, einen durchdachten Besatz mit einer Schonmaßerhöhung zu koppeln. Fischbesatz mit den sogenannten Glasaalen, die beispielsweise an der französischen Küsten ankommen, scheint dabei die effektivste Methode zu sein, den Aalbestand zu retten. Diese bis zu 7cm langen Kleinaale wachsen beispielsweise auch in der Oker bei Hillerse heran. Gewässerwart Maik Peschke und der Naturschutzbeauftragte des ASV Hillerse Jens Fieser bestätigten dies. “Wir besetzen auf Grundlage dieser wissenschaftlichen Untersuchungen auch nur Kleinaal mit einem Gewicht von weniger als 5 Gramm und keine fangfähigen Fische”, so Fieser. Es gehe darum, den Aal zu retten, die Population aufrecht zu verbessern und nicht, den Anglern fangfähige Fische zu servieren. Dabei ist der Besatz mit Kleinaalen effektiver und am Ende sogar billiger, da man mehr Einzelfische erhält. Bei einem Kilopreis von bis zu 650 Euro kein schlechtes Argument. Schwierig ist es allerdings, die sogenannten Glasaale zu bekommen, die ASV-Verantwortlichen hatten bislang kein Glück beim Versuch diese zu erhalten.
Aktuell erfolgter Besatz durch den ASV Hillerse in der Oker: 23,3 kg Farmaale, rund 5.000 Einzeltiere, mit einem Stückgewicht von 5-7g für Oker und Altarm. Die Kosten dafür betragen 1500,00 €.
Ohne die vielfältigen und für die Vereine kostspieligen Besatzmaßnahmen, wäre der Aal in Europa wohl nicht mehr heimisch. Wer noch keinen echten und lebendigen Aal gesehen hat, kann dies im Rahmen der Ausstellung nachholen. Bis zum 23. Oktober besteht die Möglichkeit, diese im Gifhorner Schloss zu besuchen.
Die nächsten Fachvorträge finden am 26. Juli (Dr. Altmeier “Muscheln”) und am 09. August (Verbandsbiologe Thomas Klefoth) jeweils um 19:00 Uhr statt.
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