Sensation: Angler fängt seltene und geschützte Nase in der Oker bei Hillerse (Chondrostoma nasus)

Die Lebensbedingungen in der Oker rund um Hillerse werden immer besser, ein jüngst gefangener Fisch spricht eine deutliche Sprache.Wer diesem Fisch einmal genau in das “Gesicht” schaut, der weiß sofort, woher er seinen Namen hat: Die Nase.

Deutlich ist die namensgebende Verdickung im vorderen Maulbereich zu erkennen. Die leicht ähnliche Zährte (Rußnase) weist hier eine deutliche Schwarzfärbung auf und kann daher ausgeschlossen werden.

Gesehen hatte ihn in unserer Region doch noch niemand, denn er gilt in unserer Region als nicht heimisch. Er ist ein typischer Vertreter der Forellenregion eines Flusses und er verlangt für eine erfolgreiche Reproduktion sauerstoffreiches Wasser. Im April 2017 ist einem unserer ASV Angler dieser  äußerst seltene Fisch in der Oker bei Hillerse an den Haken gegangen. Beim Grundangeln interessierte sich der Fisch für zwei leckere Mistwürmer aus dem heimischen Biokompost. Da das 38cm große Weibchen direkt am vorderen Maulbereich gehakt war, konnte der seltene und im Hochlaich stehende Fisch schonend zurück gesetzt werden. Die ASV Angler hoffen nun darauf, dass der Fang des Fisches ein Zeichen für verbesserte Wasserqualität und ein Erfolg der asv-seitig durchgeführten Gewässer- und Naturschutzmaßnahmen ist. Weitere Untersuchungen, Maßnahmen und Beobachtungen werden daher regelmäßig weiter durchgeführt.

Köder & Montage: Mistwurm 2x, dazu eine Grundmontage mit Tiroler Holz (40g) am Seitenarm.

Dieser Fang ist in aber zweierlei Hinsicht ein ganz besonderer, denn die Nase braucht ganz besondere Bedingungen, um sich fortpflanzen zu können. Der Fisch des Jahres 1994 sucht dabei Kiesbetten in fließenden Gewässern auf, um seine bis zu 100.000 Eier pro Kilo Körpergewicht abzulegen. Übrigens: Der Fisch des Jahres wird jährlich vom Deutschen Angelfischerverband gekürt. Hier handelt sich meist um Fische, die aufgrund der Gewässerverbauungen und anderer negativer Einflüsse des Menschen keine geeigneten natürlichen Lebensräume mehr vorfinden und somit vom Aussterben bedroht sind. Die Nase gilt für die Bereiche der neuen Bundesländer als ausgestorben und ist auch in mehreren Bundesländern vom Aussterben bedroht. Nicht ohne Grund besteht für die Nase in Niedersachsen ein ganzjähriger Schutz. Wie wichtig ein kleiner Weißfisch wie die Nase für ein Ökosystem sein kann, zeigt der Nahrungskreislauf in bayrischen Großflüssen. Der dort ursprünglich in großer Zahl vertretende Fisch des Jahres 2015, der Huchen, ist ebenfalls vom Aussterben bedroht. Warum? Weil ihm die Nahrung fehlt – da kommt unsere Nase wieder ins Spiel, denn er steht auf dem Speiseplan des großen Salmoniden (vgl. http://www.dafv.de/index.php/home/nachrichten-und-pressemitteilungen/huchenhochzeit-in-muenchen-broschuere-zum-fisch-des-jahres-2015-vorgestellt).

Im Bereich der Afterflosse ist zusätzlich der deutliche Unterschied zur Zährte (Rußnase) zu erkennen.

In Österreich konnte man bei genaueren Untersuchungen feststellen, dass frisch geschlüpfte und fast schwimmunfähige Larven in schlammige Flussbereiche abdriften, die zu wenig Sauerstoff enthalten (http://www.zobodat.at) und dann absterben. Schlamm finden wir in der Oker weniger, jedoch ist der Eintrag von Sand immens hoch. Möglicherweise führt dies dazu, dass Nasenlarven seit Jahren gar nicht zum Schlupf kommen, da die Eier durch den hohen Sandanteil “kaputt geschmirgelt” werden. Allem Anschein nach ist dies aber in den letzten Jahren besser geworden. Da Nasen nicht vom Menschen bzw. den ansässigen Angelvereinen besetzt werden, kann man davon ausgehen, dass die Nase im Bereich der Hillerser Oker ein geeignetes Flussbett vorfindet, um sich auf natürliche Art und Weise fortpflanzen zu können.
Vor dem Hintergrund der Gewässer- und Naturschutzmaßnahmen der letzten Jahre, welche von den Freiwilligen des ASV Hillerse durchgeführt wurden, kann man aufgrund dieses Fanges durchaus von einer kleinen Sensation sprechen. Das Auftauchen der laichreifen Nase spricht ein eindeutiges Zeichen. “Die Aufwertung der Oker an mehreren Stellen durch das Umlenken der Strömung und das Anlegen von Kiesbetten durch die ASV-verantwortlichen trägt Früchte”, so Jens Fieser, Naturschutzbeauftragter des ASV Hillerse.

Behutsam im gummierten Keschernetz wurde der Haken entfernt und der Fisch konnte unbeschadet in sein Element zurück gesetzt werden.

Zum verwechseln ähnlich ist die Zährte (Rußnase):  Der Unterschied beider Fische wird bei Betrachtung der Afterflosse und der nicht schwarz eingefärbten “Nase” deutlich.

ASV Presse